Führung auf Spinelli
von Samina Kuhn
An einem wunderschönen Wintertag Anfang März trafen sich mehr als 20 Interessierte mit Paul Hennze und Gabi Parthenschlager, beide NABU Mannheim, um zu hören und zu sehen, was war vor der BUGA und was nun noch im Spinellipark geändert wird. Paul Hennze berichtete über die Historie des Geländes und die militärische Nutzung in der Vergangenheit. Vor wenigen Jahren wurde die US-Konversionsfläche von den amerikanischen Streitkräften an die Stadt Mannheim übergeben. 2023 fand dann die Bundesgartenschau auf dem Gelände sowie dem Luisenpark statt. Im April 2024 wurde der Spinellipark für die Öffentlichkeit geöffnet.
Das Gelände ist mit seiner Trockenlandschaft etwas ganz Besonderes. Auch weil dort nie gedüngt wurde. Eine Vielzahl an Vögeln, Eidechsen, Wildbienen, besonders seltene Pflanzen für Trockenstandorte fühlen sich hier wohl. Bereits vor der BUGA wurden z.B. an den verbliebenen Gleisen einige Steinschüttungen angelegt, damit die Eidechsen vor Ort weiterhin Lebensraum haben. Bäume, Hecken, Totholzhaufen und unter Draht fixierte hohe Steinhaufen ergänzen das Angebot für Tiere. Dreifelderwirtschaft, eine alte Bewirtschaftungsform der Landwirtschaft in der Reihenfolge Wintergetreide, Sommerfrucht und Brachland, wird vielen Feldvögeln helfen, dort zu brüten. Noch im Norden mit einem Drahtzaun für die Baustelle gesichert, wird auch hier bald nur noch der niedrige Holzzaun und Rosenhecken vorhanden sein. Als Gast berichtete Ursula Moritz, NABU Mannheim, vom Natur-Erlebnis-Garten des Vereins Naturgarten e. V., dass dieser bald wieder für Besucher mit Führungen offen sein wird.
Der mit einem niedrigen Holzzaun eingezäunte Bereich im südwestlichen Bereich des Spinelliparks ist eine Schutzzone, auf der die Menschen und Hunde auf den Wegen bleiben sollen. Das Betreten der Flächen durch Mensch und Hund schadet den Boden-bewohnenden Tieren. Gabi Parthenschlager berichtete, dass vor der BUGA 23 in dem Bereich von Käfertal Süd bis zur Feudenheimer Straße 121 Wildbienen-Arten kartiert wurden, das heißt von Biologen dokumentiert. Diese wohnen eben nicht in Insektenhotels, sondern haben ihre Niströhren im Boden. Auch die Vögel und Eidechsen sollen ihren Ruheberich haben.
Während der Führung konnten die Teilnehmer am Himmel Rotmilan, Turmfalke und auf den Steinen in der Sonne Eidechsen beobachten.
Auch den Wasserlauf und das Gewässer in der Feudenheimer Au verdanken wir der BUGA 2023. Da man mit der Seilbahn über die Feudenheimer Au schweben konnte, sollte dieses Landschaftsschutzgebiet aufgewertet werden. Gerade bei den Wasserläufen an der Straße Feudenheimer Au entlang finden sich viele nennenswerte Tiere wie Fledermäuse, Molche und Libellen ein. Der See ist mit seinen Flachwasserzonen ebenfalls für viele Vögel ein wichtiger Rastplatz geworden. Schade, wenn diese dort von Hunden gejagt werden.
Besonders betonten Paul Hennze und Gabi Parthenschlager dass eben nur ein Teil der geplanten Wiederherstellung eines alten Neckarlaufes entlang den Hochgestarde der Feudenheimer Au verwirklicht wurde. Zwei wichtige Komponenten fehlen noch: Zum einen muss der vorhandene bisher mit Grundwasser gespeiste Bachlauf an den Neckar oberhalb der Schleuse Feudenheim angebunden werden. Zum anderen muss der alte Neckarlauf ab dem Au-Gewässer bis zur Wiedereinmündung in den Neckar einige Kilometer flussabwärts wiederhergestellt werden. Der NABU-Mannheim betrachtet es als hilfreich für die entsprechende Beschlussfassung, dass ansonsten die bereits erhaltenen Zuschüsse wohl wieder zurückgezahlt werden müssten, wenn die Gesamtmaßnahme nicht vollendet wird.
Auch die Neckar-Renaturierung beim Fernmeldeturm im Rahmen der BUGA 23 wurde durch öffentliche Mittel gefördert. Durch diese Maßnahme wurde die eintönige Wasserstraße ökologisch aufgewertet, begradigte und steile Ufer wurden entfernt, Flachwasserzonen und verschiedene Strömungsbereiche geschaffen. Es entstanden neue Lebensräume und damit mehr Biodiversität. Besonders begrüßt der NABU, dass im vollendeten ersten Bauabschnitt die Zugänglichkeit des Neckars für die Menschen verbessert wurde, während der Schwerpunkt des zweiten Bauabschnittes mehr der Natur zugutekommen soll. Nur so kann man dem engen Zusammenleben von Mensch und Natur, welches gerade in Ballungsräumen besonders wichtig ist, gerecht werden.
Zusammenfassend soll von Seiten des NABU folgendes festgestellt werden: In ca. 10-jähriger Vorbereitungszeit wurde die Nutzung des gesamten Spinelli-Geländes zum Teil recht kontrovers diskutiert. Von allen Seiten wurden Kompromisse eingegangen. Weder Nutzer (Wohnbebauung, Grünhof der Stadt usw.) noch Naturschützer können ihre Wunschvorstellungen bis ins letzte erfüllt sehen. Dies liegt nun mal in der Natur von Kompromissen. Am wichtigsten scheint uns die Tatsache, dass die Frischluftschneise und der Grünzug Nord-Ost unter Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten nun hoffentlich dauerhaft gesichert ist.
Wir freuen uns auf die weiteren Veranstaltungen des NABU Mannheim im Spinellipark!