Rückblick 2023 Streuobstwiese Feudenheim

von Gabi Parthenschlager

(Fotos: Markus Schrade) Auch 2023 hat sich einiges auf der Streuobstwiese in Feudenheim getan. Dank mehrerer Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen konnte die Wiese (ökologisch) aufgewertet und auch flächenmäßig etwas vergrößert werden.

All die Jahre zuvor war es so, dass der vordere Teil (ca. 100 m²) des schmalen Grundstücks nicht als Wiese genutzt wurde. Bisher wurde dieser Bereich im Sinnes eines Zierrasens gepflegt, also mehrfach im Jahr gemäht und flach gehalten. Auch war der offene Bereich für jedermann zugänglich und wurde entsprechend auch häufig als Abkürzung oder „Hundewiese“ genutzt. Zudem wurde diese Teilfläche auch von schweren Traktoren, von den angrenzenden Ackerflächen kommend, als Abkürzung immer wieder mal benutzt, wodurch der wertvolle Boden entsprechend stark verdichtet wurde. Unter diesen Umständen bestand keine Chance der Entwicklung von artenreichem Grünland.
Doch nach längeren Überlegungen sollte es sich nun ändern: Anfang des Jahres wurde (durch die AG-Leitung) damit begonnen, auch in diesem Bereich an den Grundstücksgrenzen mit Schnittmaterial aller Art eine Benjeshecke zu errichten und das häufige, mehrfache Mähen im Jahr wurde eingestellt. Anstatt dessen wird hier nun, wie auf dem übrigen Grundstück auch, nur zwei mal pro Jahr (mit Handsensen) nach phänologischen Gesichtspunkten gemäht. Natürlich wird pro Mahdtermin nicht die ganze Wiese abgemäht, sondern es werden im rotierenden Wechsel unterschiedliche Teilbereiche jeweils stehen gelassen, sodass diese als Rückzugsräume für Tiere und bestimmte Pflanzenarten zur Verfügung stehen. Bereits im ersten Jahr konnten auf dem neuen Wiesenstück, auch wenn noch einige Störzeiger (Bodenverdichtung) vorhanden sind, positive Entwicklungen verzeichnet werden. Es sind Pflanzenarten bzw. Kräuter ‚aufgetaucht‘, die vorher keine Chance hatten oder allenfalls als Kümmerformen ihr Dasein fristeten. Und mit den Kräutern bzw. „Wildblumen“ sind entsprechend wieder diverse Insekten gekommen, die nun auch hier unterschiedliche Nahrungsangebote finden.

Ansonsten wurden wurden auf dem übrigen Grundstück neben dem Mähen wieder diverse Dinge erledigt, die so im Jahresverlauf anfallen. z.B. Rückschnitte der stark wuchernden Brombeerhecke und andere unterschiedliche Gehölzrückschnitte. In diesem Zusammenhang wurden auch eine große Hainbuche und ein Spitz-Ahorn, die als eigentliche Waldbäume auf einer Streuobstwiese etwas fehl am Platz sind, in den unteren Bereichen teilweise entastet bzw. etwas ausgedünnt. Da diese Bäume (zusammen mit zwei Walnussbäumen) hier relativ dicht stehen, war dieser Bereich recht ausgedunkelt und dementsprechend die Bodenvegetation ziemlich artenarm. Durch die Rückschnitte kommt nun etwas mehr Licht auf den Boden, wodurch nun verschiedene Pflanzenarten eine Chance haben, sich hier anzusiedeln.

Des Weiteren müssen jährlich die Obstbäume zur Pflege und Erhaltung geschnitten werden. Bei Apfel und Birne geschieht dies in der Regel im Februar. Anfang 2023 erfolgten die Rückschnitte an einigen Bäumen im Rahmen eines Einführungskurses, den Vorstandsmitglied Paul Hennze gab. Theorie & Praxis stießen auf großes Interesse der Teilnehmenden. Dennoch stehen einige Schnitte aus, da aufgrund von Zeit- und/oder Personalmangel leider nicht immer alles auf dem Laufenden gehalten werden konnte. Auch 2024 ist es etwas ungewiss, wie es mit den wichtigen Obstbaumschnitten voran bzw. weiter gehen wird. Es wäre sehr erfreulich, wenn sich jemand finden würde, der diese Aufgabe fest übernehmen könnte. Interessierte können sich hierzu gerne beim Vorstand oder Markus Schrade melden.

Außer der eigentlichen Wiese gibt es in dieser bzw. auf dem Grundstück noch mehrere Klein- und Mikrobiotope. Beispielsweise kleinteilige offene Sandbereiche. Sie stellen Lebensraum für den Ameisenlöwen, die Larve der Ameisenjungfer (Myrmeleontinae), ein libellenähnlicher Netzflügler, dar. Oder lückige Bereiche in der Wiese, die diverse Wildbienenarten zur Anlage ihrer Bruthöhlen benötigen. Ergänzend hierzu wurden schon vor Längerem mehrere Wildbienenhotels für jene Arten installiert, die nicht im Boden Ihre Eier ablegen. Andere Art der Nisthilfen sind an mehreren Stellen auf dem Grundstück verteilt angebracht, und zwar Nistkästen für Vögel (ca. 20 Stück) und Fledermäuse (3 Stück). Grundsätzlich bieten zwar alte Bäume mit ihren Baumhöhlen Nistraum für diverse Höhlenbrüter; da solche Bäume auf dem eher kleinen Grundstück jedoch leider Mangelware sind, stellen die künstlichen Nisthilfen eine wertvolle Bereicherung dar.

Auch wertvoll ist der schon vor vielen Jahren angelegte kleine Teich. Leider war dieser im Verlauf der vergangenen Jahre (aufgrund nicht durchgeführter Pflegemaßnahmen) total zugewachsen bzw. schon +/- verlandet. In der vergangenen Wintersaison 2022/2023 wurde das Thema mal angegangen und der Teich weitestgehend von Bewuchs und jeder Menge Schlamm befreit. Des Weiteren wurde das angebrachte Schutzgitter (Sicherheitsauflage der Stadt) angepasst, sodass nun immerhin kleine Uferstreifen frei sind und somit Vögel problemlos trinken können. Weiterer Erfolg: Bereits im ersten Jahr haben sich neben verschiedenen Insekten auch Teichmolche (Lissotriton vulgaris) eingefunden und auch erfolgreich reproduziert. Man konnte adulte Tiere sowie deren Larven den Sommer über gut beobachten. Der Teichmolch gilt zwar als nicht gefährdet und (noch) häufige Art, jedoch ist sein Vorkommen in der von Intensivlandwirtschaft geprägten Region keine Selbstverständlichkeit. Offenbar findet er auf dem Grundstück (mit hohen Mengen Totholz) ausreichend Lebensraum und Nahrung.

Es gäbe noch einiges mehr zu berichten.... Wer mehr erfahren oder auch mithelfen möchte, kann sich gerne bei der AG-Leitung melden. Es werden immer Leute gesucht, die tatkräftig dabei sind.
Um Interessierten den Lebensraum Streuobstwiese näher zu bringen, wird es auch im März 2024 wieder eine kleine Führung auf dem Grundstück in Feudenheim geben.

Die AG-Leitung möchte an dieser Stelle noch die Gelegenheit nutzen und sich bei allen bedanken, die bei den angefallenen Arbeiten tatkräftig mitgeholfen oder in anderer Weise mitgewirkt haben. Es war ehrlich gesagt, manchmal schon recht anstrengend, aber die Mühen haben sich, wie man sehen kann, gelohnt.

Markus Schrade
(AG-Leiter)

 

 

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